Bernd Ehgart Lektorat

SCHREIBBERATUNG

Ich sehe meine Aufgabe als Lektor darin, meinen Kunden mehr zu bieten als Korrektur von Rechtschreibung, Zeichensetzung und Stil.
Formale Fehler auszuschalten ist wichtig. Mir geht es aber in erster Linie um eine inhaltliche Optimierung von Texten.

Ich möchte Ihnen das am eigenen Beispiel erläutern:
Als ich einen Slogan für mein Lektorat suchte, standen am Ende zwei Sätze zur Auswahl:

a) Der Satz „Ein Text ist einem Individuum vergleichbar. Er hat ein Recht auf Entfaltung seiner Möglichkeiten” und
b) „Verbessern kann man alles.”

Beide Sätze scheinen – jedenfalls auf den ersten Blick – für Lektorat gut geeignet. Inhaltlich sagen sie Ähnliches aus.
Variante a) beruht auf einem recht anspruchsvollen bildlichen Vergleich (einer Metapher). Variante b) ist „kurz und knackig”, das Wort „verbessern” hat im Zusammenhang mit der Formalkorrektur eines Lektors einen vielleicht ganz interessanten Doppelsinn.

Meine Frage war aber: Kann man denn wirklich alles verbessern, wie es der Satz es doch behauptet. Sofort sieht man: So ganz stimmt der Satz nicht, obwohl er sehr plausibel klingt. Die Definition des Kreises (Sie erinnern sich: geometrischer Ort für alle Punkte, die gleich weit von einem Mittelpunkt entfernt sind) lässt sich nicht verbessern. Kreise können nicht runder sein als rund. Sie und ihre Definition lassen sich nicht verbessern.
Eine Ähnliche Überlegung ist (auch als Atheist) in Bezug auf „Gott” möglich.

Vieles kann man nicht verbessern. Ein Satz, der das Gegenteil behauptet, beruht nämlich auf einer falschen Verallgemeinerung. Also ist er als Slogan für einen Wissenschaftslektor, der ich auch bin, nicht geeignet—jedenfalls dann nicht, wenn man genau nachdenkt.

Demgegenüber spricht für Variante a) — den tatsächlich gewählten Slogan:
Er beschreibt genau das, was ich immer wieder aufs Neue mit großer Freude versuche, nämlich einen Text zur Entfaltung zu bringen, also alles zu realisieren, was sozusagen in ihm steckt, sei es nun ein literarischer Text, ein wissenschaftlicher Text, ein Werbebrief, ein Bewerbungsanschreiben …

Am Beispiel meiner beiden „Textideen” sehen Sie:
Es geht mir immer um eine Abwägung verschiedener Möglichkeiten, inhaltlich und stilistisch, damit das bestmögliche Ergebnis erreicht wird.

Dies natürlich immer im Dialog mit meinen Kunden:
Meine Aufgabe ist nicht, meine Vorschläge zu einem Text zu verteidigen, sondern beratend Möglichkeiten zur Sprache zu bringen, denn Menschen wollen sich auch in ihren Texten entfalten.

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