SCHREIBBERATUNG

Ich sehe meine Aufgabe als Lektor darin, meinen Kunden mehr zu bieten als Korrektur von Rechtschreibung, Zeichensetzung und Stil.
Formale Fehler auszuschalten ist wichtig. Mir geht es aber in erster Linie um eine inhaltliche Optimierung von Texten.

Ich m�chte Ihnen das am eigenen Beispiel erl�utern:
Als ich einen Slogan f�r mein Lektorat suchte, standen am Ende zwei S�tze zur Auswahl:

a) Der Satz „Ein Text ist einem Individuum vergleichbar. Er hat ein Recht auf Entfaltung seiner M�glichkeiten” und
b) „Verbessern kann man alles.”

Beide S�tze scheinen – jedenfalls auf den ersten Blick – f�r Lektorat gut geeignet. Inhaltlich sagen sie �hnliches aus.
Variante a) beruht auf einem recht anspruchsvollen bildlichen Vergleich (einer Metapher). Variante b) ist „kurz und knackig”, das Wort „verbessern” hat im Zusammenhang mit der Formalkorrektur eines Lektors einen vielleicht ganz interessanten Doppelsinn.

Meine Frage war aber: Kann man denn wirklich alles verbessern, wie es der Satz es doch behauptet. Sofort sieht man: So ganz stimmt der Satz nicht, obwohl er sehr plausibel klingt. Die Definition des Kreises (Sie erinnern sich: geometrischer Ort f�r alle Punkte, die gleich weit von einem Mittelpunkt entfernt sind) l�sst sich nicht verbessern. Kreise k�nnen nicht runder sein als rund. Sie und ihre Definition lassen sich nicht verbessern.
Eine �hnliche �berlegung ist (auch als Atheist) in Bezug auf „Gott” m�glich.

Vieles kann man nicht verbessern. Ein Satz, der das Gegenteil behauptet, beruht n�mlich auf einer falschen Verallgemeinerung. Also ist er als Slogan f�r einen Wissenschaftslektor, der ich auch bin, nicht geeignet—jedenfalls dann nicht, wenn man genau nachdenkt.

Demgegen�ber spricht f�r Variante a) — den tats�chlich gew�hlten Slogan:
Er beschreibt genau das, was ich immer wieder aufs Neue mit gro�er Freude versuche, n�mlich einen Text zur Entfaltung zu bringen, also alles zu realisieren, was sozusagen in ihm steckt, sei es nun ein literarischer Text, ein wissenschaftlicher Text, ein Werbebrief, ein Bewerbungsanschreiben …

Am Beispiel meiner beiden „Textideen” sehen Sie:
Es geht mir immer um eine Abw�gung verschiedener M�glichkeiten, inhaltlich und stilistisch, damit das bestm�gliche Ergebnis erreicht wird.

Dies nat�rlich immer im Dialog mit meinen Kunden:
Meine Aufgabe ist nicht, meine Vorschl�ge zu einem Text zu verteidigen, sondern beratend M�glichkeiten zur Sprache zu bringen, denn Menschen wollen sich auch in ihren Texten entfalten.