MEINE MOTIVATION

Wenn Sie mein „�ber mich” gelesen haben: Vielleicht interessiert Sie konkreter, was mich „in der Tiefe des Gem�thes” (Kant) zu dem motiviert, was ich als Lektor tue:

Ich liebe Kurzgeschichten — ganz besonders die von Raymond Caver. Die sind wie die Bilder von Edward Hopper und die sind wie Der Fremde von Camus. Allen geht es um das gl�ckliche Leben — immer „ex negativo”, wie das Philosophen nennen. Ich liebe die Philosophie.
Sie ist „Anstrengung des Begriffs” (Hegel). Das genau ist, Sie haben die Formel schon erwartet, „meine Philosophie” als Lektor.
Leben ist Kooperation. Das halten Camus und seine Seelenverwandten „unterbestimmt”. F�r mich ist gl�ckliches Leben (unter anderem) das Lektorat/die Textagentur.

Der Literaturlektor

Da ist der Finanzdienstleister: �ber dessen Buchprojekt, haben wir lange geredet. Es steckt viel Arbeit drin — von uns beiden. Die Abschlussbesprechung ist zu Ende. Er verabschiedet sich mit Handschlag zu seinem n�chsten Gesch�ftstermin in der nutzenorientierten und deswegen sch�tzenswert eindeutigen Sprache seines Gewerbes: „Herr Ehgart, ich habe viel von Ihnen gelernt.”
Da ist die Lyrikerin, die mich am sehr sp�ten Abend durchs Telefon hindurch umarmt: „Stellen Sie sich vor — meine Gedichte erscheinen bei … (es folgt der Name eines ganz renommierten Verlags) und stehen jetzt in Bibliotheken in Tokio. — Ich wei�: Lyrik, zumal Naturlyrik, geh�rt zu dem Schwierigsten �berhaupt. Es ist also gelungen. Das ist das Gl�ck!

Der Wissenschaftslektor

Da ist der t�rkische Arzt: Er glaubt, sein Deutsch reiche nicht ganz f�r eine auch orthographisch und stilistisch perfekte Habilitation �ber Datenverarbeitung in der Medizin. Von Letzterem verstehe ich sachlich nichts. Was ich aber verstehe: Orthographie und Stil sind ganz o. k. Die Ergebnisse aber sind schlecht positioniert: mitten in den Kapiteln und dort zum Teil in Nebens�tzen. Das gebe ich zu bedenken. Die Reaktion: „Das hat der Gutachter auch schon gesagt.” Wir stellen den Wein beiseite und beugen uns �ber den Text. Das ist das Gl�ck!

Der Werbetexter

Einer meiner Kunden (ich sage lieber „Klienten”), der ein phantastisches italienisches Eis macht und der (nicht nur deswegen) inzwischen ein Freund ist, erz�hlt, er habe f�r mich bei einem seiner Gesch�ftspartner geworben, mit dem Satz: „Herr Ehgart ist der beste Texter n�rdlich von Mailand.” Das ist nicht wahr, selbstverst�ndlich in gar keiner Weise „an sich”, und au�erdem s�dl�ndischer Geste geschuldet. Offenbar aber findet Marcello seine neue Imagebrosch�re gut. Es ist wieder gelungen, die Klischees („unsere Philosophie”) durch eine Sprache zu ersetzen, die den Nutzen eines Produkts/einer Dienstleistung — selbstverst�ndlich auch den emotionalen — glaubhaft macht. Das ist das Gl�ck!

Der „Kontakter”

Meine Arbeit bringt mich mit Menschen zusammen — sehr direkt, weil sehr ergebnisorientiert. Ich bringe Menschen zusammen. Ich bin an Projekten beteiligt. Menschen glauben, dass ich ihnen helfen kann, ihre Ziele zu verwirklichen. Ich glaube das auch. Mein Vorteil: die Au�enposition. Philosophen nennen das „exzentrische Positionalit�t” (des Menschen). Nur sie l�sst Vermeidbares erkennen und neue Wege — nicht nur in Bezug auf Texte. Ich habe viele viele Kontakte. Die nutze ich f�r Menschen. Oft bringt ihnen das einen neuen „Job” oder sie �berhaupt in einen. Das ist das Gl�ck!